Für Marokko hatten wir leider nur eine gute Woche Zeit. Wir sind vom Hafen Algeciras nach Tanger Med übergesetzt. Vom Fährhafen sind wir in Richtung Küste, über die Hauptstadt Rabat nach Casablanca, anschließend nach Marrakesch und zurück durch das Landesinnere über die Wasserfälle von Ouzoud im mittleren Atlasgebirge nach Fès und die blaue Stadt Chefchaouen.

Reiseroute durch Marokko

Für diese Strecke kann man sich eigentlich auch drei Wochen oder mehr Zeit nehmen. Trotz der straffen Zeitplanung hatte uns Marokko und die Menschen dort runter gebracht. Man entschleunigt ganz automatisch. Wir genießen das gute Essen und erfreuen uns an der Landschaft. Die Menschen heißen uns willkommen, vor allem junge Leute und Kinder lachen uns zu und winken fleißig.

Essen

Für uns immer wichtig: Essen :). Wir essen einfach gerne und ich koche auch super gern. In der Zeit hier in Marokko bleibt der Herd im Wohnmobil allerdings kalt. Wir bekommen überall etwas zu Essen und gehen nie hungrig zu Bett. Und das alles zu einem sehr erschwinglichen Preis.

Das traditionelle Gericht ist die Tajine. Es ist in Marokko das typische Arbeiteressen und wir haben es fast täglich konsumiert. Zubereitet wird die Tajine in einem Tongefäß mit Deckel. Der Inhalt schmort auf einem Herd oder Kohlen mehrere Stunden vor sich hin. Es gibt Tajine mit Gemüse oder mit zusätzlich Fleischeinlage. Auch Nüsse oder Rosinen werden beigefügt. Typischerweise findet man Lammfleisch in dem Gericht. Wir haben die vegetarische Variante bevorzugt. Zur Tajine wird Pfannenbrot serviert. Warm schmeckt das am Besten. Generell wird in Marokko für unseren Geschmack zu viel Fleisch gegessen. Teils kostet das vegetarische Menü genauso viel wie die Fleischvariante. Metzger findet man an jeder Ecke und jeder hat mindestens ein abgezogenes Lamm vor der Tür hängen. Auf dem Markt haben wir gesehen, wie Hühner bei lebendigem Leib gerupft wurden. Grausam.

Metzger/Restaurant und traditionelle Tajine im Tongefäß

An den zahlreichen Saftständen in den Märkten kommt man nur schwer vorbei. Frisch gepresst werden hier Orangen, Granatäpfel, Zitronen oder Zuckerrohr. Die Säfte sind süß, erfrischend und wahnsinnig lecker 😋. Der Minztee gehört quasi zur Kultur Marokkos dazu und wird den ganzen Tag über getrunken. Kaffee gibt es sogar an jeder Straße. Hier positionieren sich die Verkäufer mit ihren Autos am Straßenrand, im Kofferraum befindet sich ein Kaffeeautomat, der frisch gebrühten Kaffee liefert.

Kulinarisch war Marokko für uns ein absolutes Fest.

Medina und Souck

Jeder Stadtbesuch führte uns in die Medina (Altstadt). Hier findet man zig Händler, die ihre Waren anbieten, Imbisse, kleine Restaurants, Obst und Gemüse. Es ist hier quasi jeder Tag ein Markttag. Es gibt in Marokko wenig große Einkaufsläden, so wie wir sie kennen. Die Einheimischen kaufen im Souck (Markt) oder beim Tante Emma Laden um die Ecke.

Gewürze, Lampen, kleine Gassen in der Medina

Müll

Marokko hat definitiv ein Müllproblem. Die Abfallentsorgung funktioniert leider überhaupt nicht. Ausnahme waren die Städte Rabat (Wohnsitz des Königs) und die Elitestadt Ifrane. Ansonsten ist das Landschaftsbild geprägt von Plastik und sonstigem Müll. Es gibt viel zu wenige Mülleimer und die Menschen werfen einfach alles auf den Boden. Aufgrund der Entsorgungsproblematik haben wir uns dazu entschieden, unsere Chemietoilette im Camper hier nicht zu nutzen.

Lifestyle

An Burnout erkrankt hier vermutlich fast niemand. Zumindest nicht auf dem Land. Es geht gemächlich zu. Die Menschen sitzen an der Straße um Kaffee zu trinken und dem Treiben auf der Straße zuzusehen. Der Schäfer liegt unterm Baum im Schatten und wacht über seine Herde. Drei Jungen fahren mit dem Eselskarren Melonen zum Markt. Die Leute hier haben nicht viel, aber eines scheinen sie mehr zu haben, als wir im Westen: Zeit.

Mit Französisch kommt man hier überall zurecht. Englisch beschränkt sich auf die großen Städte. Wir haben uns zwei arabische Wörter merken können, die wir täglich brauchen konnten, was bei den Leuten sehr gut ankommt. Marhaba (hallo) und shukran (danke. Unsere Eselsbrücke dazu war der Schuh-Kran ;))

Schafe gehören zum Landschaftsbild dazu, genauso Esel

Polizeikontrolle

Gefühlt alle paar hundert Meter gibt es eine Polizeikontrolle. Wir haben nicht mitgezählt, durch wie viele Kontrollen wir durchgewunken wurden. Aber es waren sehr, sehr viele. Anhalten mussten wir jedoch nie. Warum das so war, wissen wir selbst nicht so genau. Vielleicht gibt es Anweisungen von oben, Touristen außen vor zu lassen.

Infrastruktur

Wir waren teils überrascht, wie gut die Straßenverhältnisse sind. Den Weg zurück von Marrakesch nach Fès hätten wir gemäß Google wieder an der Küste entlang fahren sollen. Wir haben uns fürs Landesinnere entschieden und die Straßen waren wirklich gut. Vor allem die N8 hat uns lange Zeit begleitet. Campingplätze sind vorhanden, aber vor allem im Landesinneren ist das Angebot noch recht dünn. Der Standard ist freilich nicht mit europäischem Standard vergleichbar. Wir haben uns mit Wasser aus dem Kanister beholfen und damit unseren Frischwassertank befüllt. Am liebsten sind wir frei gestanden. Dabei kam es schon mal vor, dass die Polizei morgens um halb 6 Uhr an der Tür klopfte um uns nach Nationalität und Personenzahl zu fragen. Danach durften wir meist weiterschlafen. Oft wünschte ich mir, wir wären mit einem Allrad unterwegs und könnten etwas abseits von Dorf oder Straße stehen.

Dank guter Straßenverhältnisse kommt man auch mit Wohnmobil prima zurecht

Marokko mit Kindern

Besonders wichtig bei unseren Roadtrips sind Spielplätze. Gefühlt fahren wir quasi von einem zum nächsten :D. Alternativ nehmen wir auch einen Sandstrand oder Park. Die Kinder wollen und sollen sich nach ein paar Stunden Autofahrt einfach bewegen. In Marokko hatten wir da zugegebenermaßen so unsere Probleme. Spielplätze gibt es hier fast keine und wenn man doch mal einen findet, so tut man gut daran, ihn erstmal auf lose Teile oder spitze Gegenstände zu überprüfen. Weit öfter haben wir Fitnessgeräte für Erwachsene vorgefunden. Sandstrände waren auf unserer Route rar und beim Baden im Meer hat man fast nur Männer gesehen. Parks gibt es zwar, aber wie überall ist sich hier der Müll ein Problem. Da unser Zwerg mit seinen zwei Jahren noch häufig mal Bodenkontakt hat und sich Glassplitter oder ähnliches in Kinderhänden weniger gut machen, mussten wir auch hier wachsam sein. Auf Campingplätzen gab es meist Schotter und Pete war nach kürzester Zeit komplett paniert. Trotzdem kommen auch Kinder auf ihre Kosten. Das Essen hat ihnen wunderbar geschmeckt, der Saft sowieso. Oft gab es eine Portion Pommes gratis dazu, wenn wir sie nicht sowieso schon dazu bestellt hatten. Überall laufen Tiere herum: Hühner, Katzen, Esel … Die Straßenhunde sind eher scheu, auch wenn sie natürlich an die Menschen gewöhnt sind, hatten wir damit nie Probleme. Die Marokkaner sind sehr kinderlieb und überall wurden die Kids freundlich aufgenommen und betätschelt.

Marokko klappt auch mit Kindern

Sicherheit

Während unserer Reise haben wir keine Beleidigungen, Diebstahl oder gar Gewalt erfahren müssen. Bei unserer Ankunft am Fährhafen haben einige Männer hinter dem Sicherheitszaun gestanden und lauthals ihrem Ärger, über was auch immer, Luft gemacht. Das war, so unmittelbar nach unserer Ankunft, schon befremdlich. Es blieb glücklicherweise bei diesem Vorfall. Als Frau allein unterwegs zu sein machte mir weniger Spaß. Zwar waren wir immer zusammen unterwegs, doch läuft mein Mann gerne mal voraus. Spät abends im Park rief mir dann mal ein Typ auf dem Mofa „I love you“ nach. Braucht man jetzt nicht unbedingt, war aber harmlos. Begrabscht wurde ich nie. Ich denke, dass da das eigene Auftreten auch eine wichtige Rolle spielt.

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